Schlagwort-Archiv: Architektur

Evangelische Grundschule Karlsruhe, Deutschland – wulf architekten, stuttgart

Ein besonderes Lernkonzept stellt oft auch spezielle Anforderungen an die Struktur eines Schulgebäudes. Das Projekt „Evangelische Grundschule Karlsruhe“ von wulf architekten, bei der das Montessori-Konzept verfolgt wird, ist hierfür ein gutes Beispiel. Das Bauprojekt der Schulstiftung der Evangelischen Landeskirche in Baden besteht aus zwei klar umrissenen, zweigeschossigen Einzelbaukörpern (Grundschule und Sporthalle), die sich um einen gemeinsamen Hof gruppieren. Dieser zentrale Schulhof ist zugleich der Zugangsplatz für alle Bereiche und schafft eine prägnante Außensituation mit einem hohen Identifikationswert.

copyright by wulf architekten

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Beim Bau der Grundschule kommt das Montessori-Konzept vor allem bei der Raumaufteilung zum Tragen: So schließen sich an die vier Klassenräume à 80 Quadratmeter die sogenannten Förderräume direkt an, in denen die Kinder bei Bedarf eine spezielle Förderung erhalten. Der großzügige, offene Flurbereich des Schulgebäudes wird in Anlehnung an die Montessori-Pädagogik zum sogenannten „Lernhaus“. Dieses Lernhaus beherbergt Spiele und Lernmaterialien unter einem Dach und vereint diese Bereiche zu einer einzigen Funktionalität.
Das Lernhaus soll den Schülern eine größere Lernfreiheit ermöglichen und ist entsprechend mit speziellen Sitz- und Stehmöbeln ausgestattet, die flexibel einsetzbar sind. Da sich Fluchtwege in einem solchen belebten Lernhaus nicht realisieren lassen, greifen wulf architekten für diesen Zweck auf Fluchtbalkone und Fluchttreppen zurück.

copyright by wulf architekten

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Im Bereich der Außenfassade spielen die Farben rot und grün sowie das Fassadenraster eine domiante Rolle. Das Staccato der Fassade wurde zum Schutz der Privatsphäre der Schüler realisiert. Die freie Rhythmik entsteht auf Grundlage des Gebäuderasters und ist somit ein Vielfaches von 60 Zentimetern. Das Fassadenraster wird je nach dahinterliegender Nutzung dichter und bildet damit eine Art „Vorhang“, der sich rund um das gesamte Gebäude zieht. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Fassadengestaltung ist die Farbgebung. Die Gebäude sollen freundlich und einladend aber nicht „kindisch“ wirken. Die Schüler sollen sich ernst genommen fühlen. Im Ergebnis werden für die Fassaden verschiedene Grün- und Rottöne gewählt, die die Gebäude je nach Blickwinkel in einer anderen Farbe erscheinen lassen. Die silbernen Lamellen
dazwischen reflektieren darüber hinaus immer ein wenig die Farbe der gegenüberliegenden
Fassade und betonen somit den stets wechselnden Gesamteindruck des Gebäudes. Das Farbkonzept wird im Gebäudeinneren fortgeführt. Die Oberlichter wurden farblich so gestaltet, dass je nach Tageszeit ein völlig anderer Gebäudeeindruck entstehen kann. Die Sporthalle bildet den zweiten Gebäudeteil des Schulkomplexes. Die Halle ist rund drei Meter tief im Boden versenkt, der Anschluss an Geräteräume und Umkleiden wurde nur auf eine Längsseite gelegt. Darüber befindet sich die Schulverwaltung. Über der Erde lädt ein Pavillon die Passanten zum Besuch

Inzwischen ist der erste Bauabschnitt mit Grundschule und Sporthalle abgeschlossen und die Schule beherbergt Schüler der ersten bis vierten Klassen. In einem zweiten Bauabschnitt soll der Gebäudekomplex dann mit einer Realschule zur Gesamtschule erweitert werden.

wulf architekten ging aus dem 1987 von Tobias Wulf gegründeten Architekturbüro hervor und wird von Professor Tobias Wulf, Kai Bierich, Alexander Vohl, Jan-Michael Kallfaß, Ingmar Menzer und Steffen Vogt geleitet. Das Spektrum reicht von öffentlichen Bauten wie Kulturbauten, Schul- und Hochschulbau, Bürobau, Gesundheits- und Sportbauten über Wohn- und Sozialbau bis hin zum CI-Gewerbebau. Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sich das Büro darüber hinaus mit Bauen im Bestand, innovativen Energiekonzepten und infrastrukturellen Großprojekten wie Messen und Verkehrsbauten sowie Generalplanungen. Neben diesen Schwerpunkten engagieren sich wulf architekten auch in der Lehre, den Berufsverbänden und als Fachpreisrichter. Derzeit beschäftigt das zunehmend international tätige Büro rund 100 Mitarbeiter.

„Das komplette Projekt wurde dreidimensional in Allplan entwickelt. Wichtige architektonische Entscheidungen konnten wir am 3D-Modell überprüfen.”
Ingmar Menzer, wulf architekten

PROJEKTINFORMATIONEN IM ÜBERBLICK

Schwerpunkt: Öffentlicher Bau/Schulbau
Eingesetze Software: Allplan Architektur
Projektdaten:
Bauherr: Schulstiftung der Evang. Landeskirche Baden
Planungsbeginn: März 2011
Fertigstellung:April 2013
Leistungsphasen: 2 bis 9
Baukosten: 8,25 Mio. Euro

© 07.2015 Allplan GmbH, Munich, Germany; © Fotos: Brigida Gonzále z, Stuttgart

Festhalle Neckartailfingen – Ackermann+Raff Architekten, Tübingen

Bei der Gestaltung der neuen Festhalle Neckartailfingen spielte die idyllische Umgebung mit der wunderschönen alten Neckarallee und dem Fluss elbst eine entscheidende Rolle. So wurde zum Beispiel das Astgeflecht der Alleebäume architektonisch aufgenommen und in der Dachkonstruktion als zentrales, gestaltprägendes Element umgesetzt. Neben dem Dach stellen die großzügigen Verglasungen im Bereich des Saals und des Foyers ein weiteres wesentliches
Gestaltungsmerkmal dar. Sie erlauben den Festgästen einen freien Blick auf die umgebende Natur.

COPYRIGHT BY ACKERMANN + RAFF

COPYRIGHT BY ACKERMANN + RAFF

Die neue Festhalle, entworfen vom Architekturbüro Ackermann + Raff aus Tübingen/Stuttgart, ersetzt ein Gebäude aus dem 20. Jahrhundert, das den Ansprüchen der heutigen Zeit nicht mehr gerecht wurde. Der Neubau orientiert sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger mit dem Eingangsbereich ganz klar zur Allee und zum Neckar hin. Vor dem Haupteingang ist ein großzügiger Freiraum entstanden. So kann eine große Zahl von Veranstaltungsgästen bei gutem Wetter im Freien bewirtet werden. Außerdem macht der Festplatz vor der Halle den Neckar für die Besucher erlebbar. Um diesen Festplatz und seine Beziehung zum Fluss überhaupt möglich zu machen, wurde die Zugangsstraße zur Festhalle im Zuge der Neuordnung weiter vom Neckar entfernt neu gebaut. Die Halle selbst fungiert als Vermittler zwischen dem Neckar und dem Festplatz und bildet den räumlichen Abschluss der Neckarallee.

COPYRIGHT BY ACKERMANN + RAFF

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Das Dachtragwerk ist ein Flächentragwerk, das über eingebaute Stahlbleche an den Knotenpunkten von Hauptträgern und Nebenträgern entstanden ist. Analog dem Bild der sich überlagernden Äste und Zweige der Neckarallee wurde ein rautenförmiger Trägerrost konzipiert. Die zweiachsig gespannte Konstruktion des Trägerrostes wurde aus sichtbarem Leimholz gefertigt. Das Auflager wurde so erstellt, dass das Tragwerk nicht direkt auf der Pfosten-Riegel-Fassade aufliegt und somit filigraner erscheint. Durch die einzelnen Rautenfelder aus weiß lasierten Holzplatten, die unterschiedlich geneigt angeordnet sind, entsteht eine lebendige Deckenlandschaft. Diese Deckensegel verdecken auch die Installationen, die innerhalb der Dachkonstruktion untergebracht sind. Von außen wurde das Dach am Schluss extensiv begrünt. So entsteht quasi eine fünfte Fassade, die das Bauwerk auch von den höheren Lagen der Gemeinde Neckartailfingen aus gesehen attraktiv erscheinen lassen.

Die Festhalle selbst ist in zwei Gebäudeteile gegliedert: Den geschlossenen Bereich mit allen für den Bühnenbereich notwendigen Funktionen einschließlich des Mehrzweckraums und den offenen Bereich des Veranstaltungsraums mit den für die Besucher dienenden Funktionen. Während die Frontseite großzügig verglast wurde, besteht die geschlossene Fassade im Nordteil aus hinterlüfteten Faserzementplatten. Über den durchgängigen Bodenbelag aus
geschliffenem Sichtestrich wurden die öffentlichen Bereiche wie Saal, Foyer und Mehrzweckbereich optisch miteinander verbunden.“

„Die BIM-Lösung Allplan hat uns eine reibungslose
Zusammenarbeit mit unseren Fachplanern ermöglicht.””
GF Walter Fritz, Ackermann+Raff Architekten

Das Büro Ackermann + Raff wurde 1985 von Prof. Gerd Ackermann und Prof. Hellmut Raff in Tübingen gegründet und verfügt über rund 45 Mitarbeiter an den beiden Standorten Tübingen und Stuttgart. Das Ziel von Ackermann + Raff ist die Planung hochwertiger und nachhaltiger Architektur, verbunden mit einer Kosten-, Energie- und Terminoptimierung. Vorwiegend bauen sie für öffentliche Auftraggeber, Industrie und Gewerbe, für kommunale Wohnbauunternehmen sowie für soziale Einrichtungen. Ihre Bauten entstehen aus der intensiven Auseinandersetzung mit der Bauaufgabe und den Chancen und Bedingungen eines Ortes. Bestehende Qualitäten werden dabei ständig hinterfragt und in neue Formensprachen überführt. Dieser Prozess führt zu passgenauen und eigenständigen Lösungen, die keiner kurzfristigen Mode nacheifern.

PROJEKTINFORMATIONEN IM ÜBERBLICK
Schwerpunkt: Architektur/Öffentlicher Bau
Eingesetze Software: Allplan Architektur
Projektdaten:
Bauherr: Gemeinde Neckartailfingen
Planungsbeginn: 2009
Baubeginn: 2011
Fertigstellung: 2013
Gebäudefläche: 1.120 m²
Gebäudevolumen: 7.705 m³

© 04.2015 Allplan GmbH, Munich, Germany; © Fotos: Thomas Herrmann Photography

Stadtvillen in Othmarschen, Hamburg – BN Architekten, Hamburg

copyright by BN Architekten

Hamburg wächst – und den dadurch entstehenden Herausforderungen begegnet die Hafenmetropole mit dem stadtplanerischen Konzept der Nachverdichtung des Bestandes. So will man dem Bedarf an neuem Wohnraum gerecht werden. Othmarschen, in Hamburgs grünem Westen gelegen, ist dabei einer der gefragtesten Stadtteile. Hier realisierten Jessica Borchhardt und Simone Nentwig mit ihrem Büro BN Architekten zwei Stadtvillen. In einer grünen und ruhigen Seitenstraße der Elbchaussee entstand ein homogenes architektonisches Ensemble.

copyright by BN Architekten

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Die beiden Gebäude wurden auf einem ca. 2400 Quadratmeter großen Grundstück errichtet und bieten Raum für insgesamt sechs Wohneinheiten. In jedem Baukörper sind jeweils zwei Maisonettewohnungen und ein Penthouse untergebracht. Versetzt zueinander angeordnete Balkone und Terrassen schaffen hierbei ein Höchstmaß an Privatsphäre auf dem Grundstück. Jede Einheit hat einen eigenen Haus-eingang und wird zusätzlich durch eine Tiefgarage erschlossen. „Auf diese Weise haben wir ein stimmiges House-in-House-Konzept entwickelt“, erläutert Simone Nentwig. Neben den Grundrissen stellt auch die Materialwahl eine wohl durchdachte Entscheidung dar. Die für die Umgebung typisch weiße Putzfassade wurde von BN Architekten geschickt integriert. Der Klinker bildet dabei eine Analogie zu einer auf dem Grundstück stehenden Rotbuche. Das gestalterische Gesamtkonzept schafft mit einer genau abgestimmten Materialwahl ein einladendes Wohnumfeld. Während die Entwurfsplanung in Allplan vorrangig zweidimensional durchgeführt wurde, setzten BN Architekten vor allem in der Kollisionskontrolle von Bauteilen auf das intelligente Gebäudemodell. Damit konnten die Planer bei den komplexen Vor- und Rücksprüngen der versetzten Terrassen und Balkone eine fehlerfreie Planung durch alle Gewerke hindurch gewährleisten. Simone Nentwig setzt in ihrem Büro für sämtliche Leistungsphasen auf die Software von Allplan. Sowohl in der Ausführungsplanung als auch in den frühen Stadien eines Bauvorhabens – wie zum Beispiel in der Entwurfs- oder Wettbewerbsplanung – bietet die BIM-Lösung Allplan Architektur aus ihrer Sicht die größtmögliche Freiheit für eine ihrer wichtigsten Aufgaben: das kreative Arbeiten. BN Architekten ist ein schnell wachsendes Architekturbüro in Hamburgs Innenstadt. 20 Mitarbeiter arbeiten heute im 2007 von Jessica Borchardt und Simone Nentwig gegründeten Büro. Dabei entwickelt BN Architekten anspruchsvolle Projekte, besonders in den Bereich Wohnungsund Gewerbeimmobilien.

Vom Wettbewerb über die Entwurfsplanung bis hin zur Realisierung bietet BN Architekten auf allen Leistungsebenen hohe fachliche Kompetenz. Dabei realisieren sie Projekte jeder Größenordnung mit hoher Entwurfsqualität. Qualität ist dabei ein allgegenwärtiger Begriff und bedeutet für BN Architekten, eine Sache „fertigzudenken“. Ganzheitlichkeit steht bei den Projekten an erster Stelle: Innen- und Außenarchitektur bilden in ihrer Gestaltung ein harmonisches Ganzes und werden in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber realisiert.

„Die vielfältigen Möglichkeiten des Planlayouts in Allplan unterstützen uns perfekt in Wettbewerben und in der Ausführungsplanung.“
Simone Nentwig, Inhaberin BN Architekten

Das Profil des Büros BN Architekten deckt sich mit der Unternehmensphilosophie von Allplan. Das „Denken im Ganzen“ entspricht dabei dem Grundsatz, ein Projekt von den ersten Entwurfsskizzen bis zur Übergabe an den Bauherren durchgängig zu bearbeiten.

PROJEKTINFORMATIONEN IM ÜBERBLICK
Schwerpunkt: Architektur durch alle Leistungsphasen
Eingesetzte Software: Allplan Architektur
Projektdaten:
Bauherr: privat
Baubeginn: April 2011
Fertigstellung: November 2012
BGF/Nutzfläche: 2345 m² / 2177 m²

© 03.2014 Allplan GmbH, Munich, Germany; © Bilder: Bredt/Fotographie, Marcus Bredt, Berlin

Sechseläutenplatz Zürich, Schweiz – Stephan Rist, Zach + Zünd Architekten, Zürich

Komplexe Bauvorhaben brauchen Zeit. Erst recht, wenn es sich um einen so bekannten Ort wie den Sechseläutenplatz in Zürich handelt: Ganze 14 Jahre dauerte die Planungs- und Bauphase, bis das Gesamtprojekt „Opernhaus, Parkhaus Opéra und Sechseläutenplatz“ im Frühjahr 2014 abgeschlossen und der Platz offiziell eingeweiht wurde.

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Das Verlegen der ehemals oberirdischen Parkplätze vor dem Opernhaus in das neue unterirische Parkhaus Opéra schaffte die entscheidende Voraussetzung für die Neugestaltung des Sechseläutenplatzes. Durch gestalterische Disziplin, Klarheit und ein wenig Farbe haben die Züricher Architekten Zach + Zünd – gemeinsam mit den Teampartnern VetschPartner Landschaftsarchitekten und Heyer Kaufmann Bauingenieure – dem Platz adäquate Gestalt verliehen. Die große, offene Platzfläche aus streifenförmig verlegtem Valser Quarzit ist heute Treffpunkt, öffentliches Foyer und intensiv genutzter Aufenthaltsbereich. Neben der Weite des Platzes bieten fünf Bauminseln mit 35 Tulpenbäumen und 21 Roteichen geschützten und schattigen Aufenthalt.

Über dem Parkhaus ist ein beeindruckender Stadtplatz mit Blick zum Zürichsee entstanden, aber auch die notwendigen Zugänge zum Platz und zur Oper wurden zu kleinen Erlebnisräumen. Bewerkstelligt haben die Planer das mit viel Kreativität, Erfahrung und der leistungsfähigen Architektur-Software Allplan. Die Planer setzten vom ersten Entwurf bis hin zur Fertigstellung auf Allplan als verlässliches Zeichenwerkzeug. Angesichts der Komplexität des Projekts, kein leichtes Unterfangen. Doch mithilfe der Bauwerkstruktur in Allplan mit ihren Teilbildern und Layern ließen sich auch riesige Datenmengen sicher handhaben, Pläne übersichtlich darstellen und die einzelnen Geschosse jederzeit überprüfen. Die fehlerfreie Planung durch alle Leistungsphasen ermöglichte es den Planern, die funktionalen Anforderungen wie gewünscht umzusetzen. Vielmehr waren es die äußeren Umstände, die sich beim Bau des Parkhauses als kompliziert erwiesen: Wegen des der Nachbarschaft des Sees geschuldeten hohen Grundwasserspiegels war verantwortungsvolle Fachkenntnis gefragt. Um den Auftrieb zu vermeiden, wurden zunächst die den zweigeschossigen Parkraum begrenzenden Schlitzwände betoniert, die Bohrpfähle des Fundaments eingebracht und der Betondeckel des Parkhauses ausgebildet. Erst dann begann man mit dem Aushub und schloss die Rohbauarbeiten mit dem Betonieren der Bodenplatte und der Zwischendecke ab. Die Oper auf ihren 1833 Eichenpfählen war wegen des schwierigen Baugrundes besonders gefährdet und blieb deshalb unter konstanter Beobachtung. Zu einer neunmonatigen Bauunterbrechung führten zudem die spektakulären Funde von neolithischen Pfahlbausiedlungen aus der Jungsteinzeit. Ungefähr 20.000 Bodenfunde wurden geborgen, ein Teil davon ist im „Archäologischen Fenster“ zu besichtigen, einem im seeseitigen Treppenbereich untergebrachten, ebenfalls von Zach + Zünd gestalteten Informations- und Ausstellungsbereich.

Über der Erde lädt ein Pavillon die Passanten zum Besuch der Ausgrabungsergebnisse ein. Sein stadtseitiges Pendant mit einem Café darin ist neben einem als Vitrine für das Opernhaus getarnten Notausgang der einzige weitere oberirdische Hinweis auf das Parkhaus. Umhüllt sind beide Pavillons von filigran gelaserten, gitterartig wirkenden Metallpaneelen. Das von der Textildesignerin Janine Graf entwickelte Ornament ist nicht beliebig gewählt, sondern baut auf dem stilisierten Grundmotiv des Zürichsees auf. Die Gitter vereinheitlichen damit zum einen optisch die verschiedenen Funktionsbereiche der Pavillons: Treppen, Lifts, Café, Lagerräume, Toiletten. Sie dienen aber auch als Absturzsicherung – und sie garantieren im Brandfall die feuerpolizeilich vorgeschriebene Entrauchung. Dadurch konnten die Architekten auf die üblichen Schutztüren und Schleusen verzichten. Tageslicht kann ungehindert bis in die untere Parkebene vordringen, bei Sonnenschein erzeugen die Gitterornamente ein atmosphärisches Licht- und Schattenspiel bis in die Tiefe. Diese geschickte Lösung lässt das unterirdische Parkhaus zum Teil des städtischen Raumes werden und schafft dabei eine angenehm freundliche Atmosphäre. Wer das Parkhaus aber nicht über die beiden Pavillons verlassen will, kann den unterirdischen Verbindungsraum zur Oper nutzen. Er bildet mit der großflächigen Projektion und den wandbegleitenden, farbig hinterlegten Kupfervorhängen den festlichen Auftakt zur Oper. In Bild und Originalton zeigen sich hier großformatig die aktuellen Opern- und Ballettproduktionen. Der vollständig verglaste Lift führt hinauf in das neue Foyer. Stilvoller kann ein Opernbesuch nicht beginnen.

Zach + Zünd Architekten wurde 1988 von Gundula Zach und Michel Zünd als Büro gegründet und wird seit 2006 als GmbH geführt. Zach + Zünd beschäftigt 14 Mitarbeiter. Das Leistungsspektrum der Architekten erfasst die unterschiedlichsten Bauaufgaben in sämtlichen Leistungsphasen. Schwerpunkte liegen unter anderem in städtebaulichen Planungen und Beratungen, öffentlichen Bauten sowie Wohn- und Geschäftshäusern.

PROJEKTINFORMATIONEN IM ÜBERBLICK
Schwerpunkt: Architektur f. öffentliche Gebäude
Eingesetzte Software: Allplan Architektur
Projektdaten:
Bauherren: Parkhaus Opéra AG, Zürich,
Opernhaus Zürich c/o Baudirektion Kanton Zürich,
Tiefbauamt der Stadt Zürich
Planungsbeginn: 2001
Baubeginn: 2009
Fertigstellung: 2014
Gesamtfläche Sechselläutenplatz: 15 000 m²
Parkhaus Opera: Geschossfläche: 11.400 m²
Gebäudevolumen: 40.400 m³
Gebäudegrundfläche: 5.700 m²

„Mit Allplan Architektur können wir komplexe Bauvorhaben nicht nur detailliert planen, sondern auch präzise überprüfen.“
Stephan Rist, Zach + Zünd Architekten

© 10.2014 Allplan GmbH, Munich, Germany; © Bilder: Michael Haug, Winterthur

Himmelsleiter, Naturschutzgroßprojekt – Brückner & Brückner Architekten, Würzburg

copyright by Brückner & Brückner

Die Tirschenreuther Teichpfanne in der Oberpfalz, nahe der deutschtschechischen Grenze, ist eine der größten und ältesten Kulturlandschaften Deutschlands. Als Heimat gefährdeter Tier- und Pflanzenarten bildet dieser vermutlich bereits im 10. Jahrhundert angelegte Teichkomplex das Kerngebiet des Naturschutzgroßprojekts Waldnaabaue. Zur Beruhigung des Besucherverkehrs in sensiblen Bereichen der Waldnaabaue wurde die alte Bahntrasse der Vizinalbahn zwischen Wiesau und Tirschenreuth in einen Rad- und Wanderweg umgewandelt.

Nachdem das in Tirschenreuth und Würzburg ansässige Architekturbüro Brückner & Brückner 2010 bereits mit der Heusterzbrücke eine Anbindung an den Einstiegspunkt Hohenwald fertiggestellt hatte, folgte zwei Jahre später ein weiteres Bauwerk für die Besucher dieses besonderen Naturareals: die sogenannte „Himmelsleiter“. Für dieses Projekt wurden sie mit
dem „best architects 15 Award“ und für die Himmelsleiter und Heusterzbrücke mit dem BDA Regionalpreis Niederbayern-Oberpfalz ausgezeichnet.

copyright by Brückner & Brückner

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Die etwa 450 m von der Heusterzbrücke entfernte Himmelsleiter gleicht selbst ein wenig einer Brückenkonstruktion, auch wenn ihre eigentliche Funktion nicht im Überbrücken besteht. Vielmehr soll es hier, ganz dem Namen entsprechend, hoch hinausgehen, auf eine Sichthöhe von etwa 20 Metern, von wo aus man die seltene Teichlandschaft und deren Umgebung überblicken und bewundern kann. Zu diesem Zweck führen zwei lange, im Grundriss punktsymmetrische Treppenanlagen entlang des Rad- und Wanderweges hinauf auf eine stegartige, überdachte Aussichtsplattform. Diese bietet mit einem wunderbaren Panoramablick auf das Naturschutzgebiet auch einen didaktischen Einstieg in dessen kulturhistorische Entwicklung. Neben der Aussichtsfunktion ergibt sich für die Himmelsleiter passierende Fußgänger und Radfahrer gleichsam eine Torsituation, die das Betreten und Verlassen dieser
Landschaft noch einmal thematisiert. Die Himmelsleiter verfügt über eine tragende Konstruktion aus schlanken verzinkten Stahlprofilen, welche trotz der Größe des Bauwerks maximale Transparenz zur Umgebung gewährleisten. Die nichttragende Verkleidung der
Treppenanlage und der Aussichtsplattform ist in heimischen Hölzern gehalten, was vor allem aus der Ferne einen archaischen Eindruck vermittelt, der gut zur Biotoplandschaft passt. Insgesamt stellt das materielle Zweigespann aus Stahl und Holz eine nachhaltige und zeitgemäße Lösung für den Aussichtsturm dar und ist zugleich eine Reminiszenz an die früheren Bahnschienen. Mit den statischen Berechnungen der Himmelsleiter wurde das Ingenieurbüro Bodensteiner & Partner aus Weiden in der Oberpfalz beauftragt. Da sowohl das Ingenieurbüro als auch die Architekten von Brückner & Brückner Allplan verwenden, konnten beide Firmen ihre Arbeit perfekt aufeinander abstimmen. So ließ sich etwa der Datenaustausch untereinander ohne die sonst häufig auftretenden, zeitraubenden Ungenauigkeiten und Verluste innerhalb der Planung bewerkstelligen. Zudem profitierte man von der  Bewehrungsplanung in 3D. Eine normalerweise knifflige Aufgabe stellten die verschiedenen Stützenquerschnitte und Stützachsen dar. Da sich diese permanent über die gesamte Länge des Bauwerks hinweg verschoben, waren unterschiedliche Köchergrößen und -lagen die Folge. Hier machte sich eine automatische Kollisionsund Massenkontrolle, die über den  Planungsfortschritt hinweg fortgeschrieben wurde, besonders bezahlt.

Wir schaffen Lebensräume. Wir respektieren Menschen und Ort. Wir bauen Erinnerung.“ Das sind die Leitsätze des architektonischen Denkens und Handelns von Brückner & Brückner Architekten. Über den Wettbewerb des Kulturspeichers in Würzburg fanden Christian und Peter Brückner architektonisch erstmalig zusammen. Planen und Bauen ist für sie ein umfassender Kommunikationsprozess. Der Ursprung ist der Dialog der beiden Brüder. Die Qualität der Auseinandersetzung mit Menschen und Dingen macht diesen Vorgang zu „Kultur“. Dafür gibt es kein Rezept. Jede Bauaufgabe erfordert und entwickelt neue Kommunikationsnetze und Medien. Immer wieder müssen Grenzen überschritten werden. „Wir suchen die direkte Auseinandersetzung mit dem Ort und den Menschen und setzen auf kontinuierlichen Dialog. Planen ist für uns ein Versprechen, das eingelöst werden will. Planerische Idee und gebaute Realität gehören untrennbar zusammen“, so Christian und Peter Brückner. Bereits der Vater gründete 1972 ein Ingenieurbüro, das die Brüder als Architekturbüro erfolgreich weiterführen. Klaus-Peter Brückner arbeitete bereits in den 1970er Jahren erfolgreich mit Produkten aus dem Hause Nemetschek.

„Da sowohl das Ingenieurbüro Bodensteiner als Tragwerksplaner als auch wir als Architekten Allplan verwenden, konnten wir unsere Arbeit bei diesem Projekt perfekt aufeinander abstimmen.“
Axel Weidner, Architekt und Projektleiter bei Brückner & Brückner Architekten

Nach den Ranglisten des Architekturportals BauNetz zählen Brückner & Brückner Architekten zu den 100 Spitzenbüros in Deutschland. In ihren Büros in Tirschenreuth und Würzburg beschäftigen die Gebrüder Brückner heute in etwa 50 Mitarbeiter.
PROJEKTINFORMATIONEN IM ÜBERBLICK
Gebäudeart: Aussichtsplattform
Eingesetzte Software: Allplan Architecture
Projektdaten
Bauherr: Landkreis Tirschenreuth, vertreten durch Landrat Wolfgang Lippert
Standort: Tirschenreuther Teichpfanne, 95643 Tirschenreuth 000
Baubeginn: Mai 2012
Fertigstellung: Oktober 2012 0
Gesamtlänge der Anlage: ca. 70 m
Breite der Treppenkonstruktion: ca. 2,5 m
Höhe der Treppenanlage: ca. 0,0 bis 17 m
Breite der Aussichtsplattform: ca. 2,8 m
Länge der Aussichtsplattform: ca. 10 m
Höhe der Standfläche: ca. 17 m (492,5 m ü. NN)
Höhe Dachdeckung: ca. 20,2 m

© 04.2016 Allplan GmbH, Munich, Germany; © Bilder in der Landschaft / Himmelsleiter, Naturschutzgroßprojekt Waldnaabaue;
Planer: Brückner & Brückner Architekten Tirschenreuth/Würzburg; Fotograf: Peter Manev, Selb, foto[mju]tektur